Picea Abies – Die produktive Fichte

Performative Installation (2014)
Kunsthaus Graz (AT)

_DSC1374 IMG_3654 IMG_3165 IMG_3224 IMG_3244 IMG_3342 IMG_3343 IMG_3602 IMG_3619 IMG_3633 _DSC1420  _DSC1463 IMG_3712 IMG_3698 _DSC1393 _DSC1589 _DSC1548 _DSC1464

IMG_3811
Picea Abies “ Die produktive Fichte

Markus Jeschaunigs Material ist Energie. Als künstlerischer Visionär vermählt er in seinen „armen“ und hochpoetischen Arbeiten dabei die Bedingungen der Ökonomie mit der simplen Logik der Ökologie. Sei es die ungenützte Abluft einer Pizzeria in Graz, die für das Züchten von Bananen genutzt werden soll, oder der Versuch eines Perpetuum Mobile, das 2013 die Kunstenergie als Besucherenergie zum Antrieb der ewigen Maschine in der Ausstellung Maßnahmen zur Rettung der Welt im >rotor< Verein für zeitgenössische Kunst nutzte. Auch die spektakuläre Luftschifffahrt von Graz nach Maribor 2012 hat sich in gewissem Sinne der Auseinandersetzung mit dem Schicksal einer Flugenergie auseinandergesetzt, die wiewohl wirtschaftlich gescheitert, möglicherweise als die Visionärste des 20. Jahrhunderts gilt. Mit der Installation Picea Abies. Die produktive Fichte ergründet er nun abseits ökonomischer, weithin bekannter Qualitäten des hierzulande seit dem 19. Jahrhundert für die schnelle Holzproduktion weitverbreiteten Nutzbaumes weitere Nutzungen: für den Kunst- und Gastronomiekontext wird die Fichte Raumbelüfter, Erntegut und parasitäre Skulptur. Außen- und Innenraum werden durch eine befreiende Geste von schrägem Witz und sanfter Institutionskritik verbunden; das Kunstwerk serviert sich dabei als vom Außenraum genährte und abhängige Konsumpflanze.

Mit einem Anteil von 60% am österreichischen Waldvorrat ist die Gemeine Fichte (Picea Abies) die wichtigste heimische Baumart und damit ein dominanter Akteur des Ökosystems. Ihre Schnellwüchsigkeit, Frostresistenz und Anspruchslosigkeit garantieren hohe Produktivität und ließ sie in den letzten Jahrhunderten zur forstwirtschaftlich wichtigsten Baumart werden. Aufgrund hervorragender Holzeigenschaften findet Fichtenholz ein breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten von Bauholz bis zum Instrumentenbau.

In Jeschaunigs Rauminstallation im Kunsthaus dringt eine Fichte, 9 m lang, aus dem Wald entwurzelt, quer in das Café Luise im Kunsthaus ein. Als natürlicher, aber gewaltiger Fremdkörper durchbricht sie dabei die Grenze zwischen hermetischem Kunstraum, Gastraum und Außenraum. Die Wurzeln der Fichte verbleiben abgeschnitten im Außenraum. Konservierung der Lebensenergie führt dabei nur im Konsum zu neuem Leben: Am Eröffnungsabend mutiert die Fichte zur essbaren Skulptur, deren Produkte, u. a. selbst gemachter Maiwipferlsaft, Schnaps und Heidelbeermarmelade konsumiert werden.

Markus Jeschaunig, Frenzi Rigling und Larissa Kopp sprechen anlässlich der Präsentation über den Umgang mit dem lebendigen Material in ihrem Kunstschaffen. Fragen zum Thema der Nachhaltigkeit des menschlichen Eingriffs und die Bedeutung des Temporären werden dabei erörtert und Rollenbildern des Schaffens gegenübergestellt. (Text: Katrin Bucher Trantow)


Die Installation verbleibt bis Freitag, 22.8. im Café Luise im Kunsthaus. Anlässlich der Finissage finden ein Vortrag mit dem Landschaftswissenschaftler Hansjürg Küster und ein anschließendes Künstlergespräch mit Markus Jeschaunig statt.
Information


*) Die Installation stellt eine künstlerische Reflexion der inhaltlichen Arbeit am österreichischen Pavillon für die Expo in Mailand 2015 dar, welcher vom „team.breathe.austria“ aktuell geplant wird. Dabei stehen die Themen Luft, Klima und Performanz des Waldes im Zentrum.
Information


Dank an Christoph, Michael P., Florian, Georg, Lara, Michael H., Klaus, Andreas und Erdbau Wippel


Fotografie: UMJ / N. Lackner, AintheB


In the context of the project „Menu 2014“.  Material samples

Cafe Louise / Kunsthaus Graz

IMG_3844-2